Mosaikhaus in den Südthermen
Östlich vom Leonidaion befinden sich die sog. Südthermen und zwei spätantike Häuser: das aus Spolien gebaute "Quaderhaus" im Osten und das "Mosaikhaus" im Westen. Im östlichen Bereich des Mosaikhauses wurden 1955 zwei Räume mit Mosaikböden freigelegt.
Alfred Mallwitz hat die Mosaiken aufgrund des Befundes in das frühe 3. Jh. n. Chr. datiert. Sie stammen aus einer früheren Bauphase als das spätantike Mosaikhaus. An einigen Stellen werden die Pavimente von den unregelmäßigen spätantiken Mauern überschnitten. Vermutlich gehörten sie ursprünglich zu einer Thermenanlage, die im 3. Viertel des 3. Jhs. zerstört und von den diokletianischen Südthermen in ihrem nördlichen Bereich wiederverwendet und überbaut wurde. Das spätantike Mosaikhaus weist allerdings keine Verbindung mit den Südthermen auf und wurde wahrscheinlich ausschließlich als Wohnfläche genutzt.
Der Dekor des südlichen Mosaiks besteht aus Kreisen, die durch breite Bänder miteinander verbunden sind und dadurch Achtecke mit vier konkaven Seiten bilden. Die farbig abschattierten Bänder auf dem schwarzen Grund verleihen dem Mosaik eine besondere Plastizität und Tiefenwirkung. Das Muster ist von Deckenkompositionen aus Stuck abgeleitet.
Bis auf eine Ausnahme sind die Füllmotive rein ornamental und leuchten in hellen Farben auf dem dunklen Grund. In den vier zentralen Kreisen befinden sich sog. Salomonsknoten, während in den Halb- und Viertelkreisen am Rand des Mosaikteppichs Pelten oder Ausschnitte von Rosetten dargestellt sind. Die Achtecke zieren Komposit- oder Achtblattrosetten. Aus dem Rahmen fällt ein kleiner gelber Vogel in einem Halbkreis an der Nordseite.
Eine dreigeteilte Bordüre rahmt den schwarzen Mosaikteppichs: Einem weißen Perlstab auf schwarzem Grund folgt ein Band aus schwarz-weißen Dreiecken mit abgetrepptem Rand. Den Abschluß bildet eine feindliedrige schwarze Efeuranke auf weißem Grund. Das nördliche Mosaik weist einen Rautensternrapport auf. Bereits zur Zeit seiner Auffindung war der Boden stark beschädigt. Die Rauten sind einfarbig Gelb, Rot oder Grau gefüllt und von einer weißen Linie eingefaßt. Innerhalb der großen Vierecke befinden sich verschiedene Motive wie beispielsweise ein Kantharos, eine Vierblattrosette und ein kleiner Vogel. Im Norden löste das Rautensternschema ein diagonal verlegtes Quadratmuster aus gezahnten Fäden ab. Von dem breiten Rahmen des Mosaiks sind nur an der Ost- und Südseite wenige Fragmente erhalten: einem gelb-weiß-grauen Rautenband mit Voluten in den dreieckigen Zwischenräumen folgt eine bunte Ranke mit Früchten und Blättern.
E. Kunze, Olympiabericht VI (1958) 5; Ders., ADelt 16, 1960, 129; Mallwitz a.O. (Startseite) 109. 245f.; G. Salies, Untersuchungen zu den Gliederungsschemata römischer Mosaiken, BJb 174, 1974, 62f. Abb. 15. 16 Nr. 290. 636; Hellenkemper Salies a.O. 274 Abb. 17; M. Chatzidakis und N. Yalouris, ADelt 22,1, 1967, Taf.20. 14-8,2; Verf., Die kaiserzeitlichen Mosaiken in Olympia. Eine Bestandsaufnahme, in: VI Coloquio internacional sobre Mosaico antiguo. Palencia-Mérida, Octubre 1990 (1994) 135-147.
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