Kladeosthermen
Am westlichen Rand des Heiligtums, unmittelbar neben dem Fluß Kladeos befindet sich ein Thermenkomplex, der in zwei Grabungskampagnen 1876-1881 und 1940-1941 vom Deutschen Archäologischen Institut freigelegt wurde. Es handelt sich um einen "geschlossenen Raumblock von 14 Räumen ohne Innenhöfe". Alle Räume waren mit Mosaikböden ausgestattet. Der Eingang lag im Südosten und führte an einer Latrine vorbei zum sog. Atrium. Der westlich angrenzende Saal diente wahrscheinlich als repräsentativer "Salon", in dem sich Badegäste zum Gespräch und zur Erholung trafen. Von ihm aus waren Apodyterium (Umkleideraum), Frigidarium (Kaltbad), Laconicum (Schwitzbad) und ein kleines Einzelbad an der Nordseite zu erreichen.
Die Mosaiken aus den Kladeosthermen können aufgrund des Befundes in trajanisch-hadrianische Zeit datiert werden. An der Stelle des Thermenbaus hatte sich ursprünglich ein großes Schwimmbad befunden, das im 5. Jh. v. Chr. erbaut und erst während der Kaiserzeit zugeschüttet wurde. Die jüngsten Funde aus seiner Verfüllung wurden ins späte 1. Jh.n.Chr. datiert. Vermutlich hat man das Schwimmbad um 100 n.Chr. eingeebnet, um Baugrund für die Kladeosthermen zu schaffen.
Die Böden sind mit einfachen Mustern geschmückt, bei denen vollkommen auf perspektivische Effekte verzichtet wurde. Es dominiert der weiße Grund, auf dem einzelne Motive klar voneinander abgesetzt sind.
Vergleichbare geometrische Muster und vegetabilische Motive treten erstmals
im italischen Raum während des 1. Jhs. n.Chr. auf, sind dort jedoch
fast ausschließlich in Schwarz und Weiß wiedergegeben, während
sie hier durch intensive Farben wie Orange, Rosa, Grün und Dunkelrot
bereichert sind.
Das anspruchsvollste Mosaik befindet sich in dem zentral gelegenen "Salon"
(36 qm) mit einem Muster aus rosa Viererpelten, die schwarz umrandet sind.
Die Mitte des Raumes wird durch neun dunkelrote Peltenpaare hervorgehoben.
Gerahmt wird der Peltenteppich von einer Akanthusranke, die an jeder Seite
zehn Einrollungen aufweist, die einem dreiblättrigen Kelch in ihrer
Mitte entwachsen. Der Rankendekor wird durch zehn verschiedene Blütenformen
belebt. Auch die Akanthuskelche in der Mitte jeder Seite sind unterschiedlich
gebildet. Zwei Akanthusblätter, die in Schwarz, Orange und Rosa wiedergegeben
sind, rote und grüne Nebenschößlinge umspielen den Stengel
einer Einrollung, der in der Mitte eine kleine Blüte trägt.
Die einzelnen Elemente (Stengel, Blätter und Blüten) sind akkurat
gezeichnet und wirken in ihrer kühlen Eleganz nahezu "klassizistisch".
Im Atrium, Apodyterium und zwei kleinen Räumen an der Nordseite
der Badeanlage besteht der Boden aus verschiedenfarbigen Marmorplatten
und weißen Tessellae. Die ungleichmäßigen Marmorstücke,
offensichtlich Reste von Wandinkrustationsplatten, sind so verlegt, daß
die Zwischenräume von zwei bis drei Reihen kleinerer Steinwürfel
ausgefüllt werden. Derartige Marmorsplitterböden treten außerordentlich
selten in Griechenland auf.
Fr. Graeber, Therme am Kladeos, in: Olympia. Die Ergebnisse der von dem Deutschen
Reich veranstalteten Ausgrabung II (1892) 139f. Taf. 87. 111; H. Schleif
- R. Eilmann, Olympiabericht IV (1944) 57ff. Taf. 22ff.; Mallwitz a.O.
(Startseite) 274ff.; Herrmann a.O. 189. 190 Abb. 131; E. Waywell, Roman
Mosaics in Greece, AJA 83, 1979, 299 f. Nr. 31 Taf. 49, 28; G. Hellenkemper
Salies, Römische Mosaiken in Griechenland, BJb 186, 1986, 161f. Abb.
9; M. Donderer, Die Chronologie der römischen Mosaiken in Venetien
und Istrien bis zur Zeit der Antonine(1986) 64 mit Anm. 546; 131. 141;
BCH 114, 1990, 746 Abb. 58; H. Manderscheid, Aspekte der Mosaikausstattung
in öffentlichen und privaten Thermenanlagen, in: La Mosaïque
Gréco-Romaine IV. IVe Colloque international pour l´étude
de la mosaïque antique, Trèves 8-14 août 1984 (1994)
61ff.; Verf., Die kaiserzeitlichen Mosaiken in Olympia. Eine Bestandsaufnahme, in: VI Coloquio internacional sobre Mosaico antiguo. Palencia-Mérida, Octubre 1990 (1994) 135-147.
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