Römische Gästehäuser
 
 


Südlich von den Kladeosthermen befinden sich die sog. Gästehäuser. Sie wurden 1941 freigelegt, wobei man in Raum I 8 einen polychromen Mosaikboden mit geometrischen Mustern entdeckte. Nach einer zweiten Grabungskampagne im Jahre 1954 wurden eine Zeichnung und ein Foto des Mosaiks im Olympiabericht des Deutschen Archäologischen Instituts publiziert.
Hinweise auf die Datierung des Mosaiks liefern insbesondere Münzfunde. So stammt aus der Unterfüllung des Bodens im Gästehaus I eine Münze von Kaiser Alexander Severus (222-235 n. Chr.). Beide Gästehäuser bedeckte eine Zerstörungsschicht mit Funden der zweiten Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. Die späteste Münze trägt ein Bildnis von Kaiser Diokletian und wurde 294 n. Chr. geprägt. Der Grabungsbefund legt die Vermutung nahe, daß die Gästehäuser in diokletianischer Zeit schon nicht mehr in Gebrauch waren. Die Mosaiken könnten somit im Zeitraum zwischen Alexander Severus und Diokletian (222-305 n.Chr.) entstanden sein.
Das Mosaik ist heute fast vollständig zerstört. Vor Ort finden
              sich nur noch wenige Mosaikfragmente. Die Mosaiksteinchen sind kleiner
              als in den Kladeosthermen und weisen eine reichere Polychromie auf. Hinzu
              kommen beispielsweise Farben wie Gelb, Grau und Türkis. 
              Ursprünglich waren um einen zentralen Brunnen sechs kleine Teppiche
              mit verschiedenen geometrischen Mustern angeordnet: Kreuzblütenrapport,
              Vierspitzsterne, geometrische Sechsblattrosette, Schachbrettmuster aus
              rechtwinkligen Dreiecken, Schildmotiv und "Schlaufenornament"
              aus vier sich berührenden Kreisen. In zwei rechteckigen Nischen an
              der Nordwest- und Südwestecke wurden ebenfalls Mosaiken mit geometrischen
              Mustern verlegt: Quadrate mit eingeschriebenen Rauten, gezahnte Fäden
              auf weißem Grund, Sechsblattrosette und Schachbrettmuster.
              
              Ausgehend von der Zeichnung und den Beschreibungen des Ausgräbers
              Alfred Mallwitz sowie den gefundenen Steinwürfeln konnte eine farbige
              Rekonstruktionszeichnung des Mosaiks angefertigt werden. Die Musterung
              ist dichter und unruhiger als bei den über hundert Jahre älteren
              Mosaiken in den Kladeosthermen.
              
              
              A. Mallwitz - H. Walter, Das Gebiet südlich der Bäder am Kladeos.
              Olympiabericht VI (1958) 34f. 59ff. Taf. 9. 10; E. Kunze, ADelt 16, 1960,
              Chron 128; A. Mallwitz - W. Schiering, Die Werkstatt des Pheidias in Olympia.
              OF V (1964) 107; Verf., Die kaiserzeitlichen Mosaiken in Olympia. Eine Bestandsaufnahme, in: VI Coloquio internacional sobre Mosaico antiguo.
              Palencia-Mérida, Octubre 1990 (1994) 135-147. 
              
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