Fische und Fischer


Beobachtungen zu antiken Fischfangtechniken
Meerestiere als Delikatesse, Heilmittel und Zeichen von Reichtum
auf römischen Mosaiken in Griechenland

Der Fischfang spielt schon seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung im Mittelmeerraum. In griechischer und römischer Zeit ernährte sich die ärmere Bevölkerung von eingepökelten Fischen (hauptsächlich Thunfisch, Makrelen, Sardellen und Sardinen). Frischfische konnten sich hingegen nur wirtschaftlich besser gestellte Personen leisten. Großer Beliebtheit erfreuten sich beispielsweise Meerbarben, Brassen, Zitterrochen und Muränen, die zu relativ hohen Preisen auf dem Fischmarkt verkauft wurden.

Als Zeichen von Wohlstand und Überfluß hat man Fische gerne in der Kleinkunst (hauptsächlich auf Ton- und Metallgefäßen) und auf Mosaiken dargestellt. Fischmosaiken finden sich häufig in Speisezimmern und spielen somit unmittelbar auf eine reich gedeckte Tafel an. Die dargestellten Meerestiere erhalten eine intensive Leuchtkraft, wenn der Boden mit etwas Wasser benetzt wird. So eignet sich die Mosaiktechnik besonders gut dazu, die schillernde Farbigkeit ihrer Schuppen anzudeuten.

Auf Mosaiken findet sich keine Differenzierung zwischen lebenden Fischen, die noch im Wasser schwimmen, und bereits getöteten, die zum Verzehr gedacht sind (Abb. 1).

Fische in der Villa Dionysos, Knossos
Abb. 1:
Detail mit Fischen von einem Mosaik aus der "Villa Dionysos" in Knossos

Die Mosaizisten waren immer bemüht, möglichst viele Fischarten in einer Komposition darzustellen. Bei ihrer Arbeit griffen sie wahrscheinlich auf illustrierte Bücher als Vorlagen zurück. In der römischen Kaiserzeit existierten nachweislich schriftliche Abhandlungen über die Fische des Mittelmeeres. Es gab sog. Halieutica, Bücher über das Fischen. In diesen Büchern fanden sich u.a. ichthyologische Beobachtungen, Untersuchungen über die Verhaltensweisen der verschiedenen Fischarten, die für die Fischer von Relevanz waren (z.B. Informationen über Eßgewohnheiten, Laichzeit etc.).
Illustrationen verschiedener Fischarten fanden sich wohl auch in pharmakologischen Traktaten und Kochbüchern.
Über Heilmittel, die aus eingelegten, gekochten oder rohen Fischen bestanden, berichtet ausführlich Plinius d.Ä. (24-79 n. Chr.). Demnach war der Oktopus als Mittel, das angeblich den Geschlechtstrieb steigerte, hoch geschätzt. Auch andere Fische dienten als Aphrodisiakum. Die Leber des Zitterrochen galt hingegen als lusthemmend für Männer und als geburtshelfend für Frauen. Von in Wein eingelegten Barben erhoffte man sich empfängnisverhütende Wirkung. Fischgalle wurde in der Augenheilkunde eingesetzt, während die elektrischen Schläge eines lebenden Zitterrochens als Mittel gegen Kopfschmerzen galten.
Vollständig erhalten ist das Kochbuch des Apicius "De re coquinaria", der im 1.Jh.n.Chr. in Rom lebte, und zahlreiche Rezepte für Feinschmecker verfaßte. Seine Gerichte können aufgrund der genauen Angaben auch heute noch zubereitet werden. Apicius nennt u.a. einige Speisen mit Languste, Zitterrochen, Tintenfisch, Oktopus, Muräne, Aal und Zahnbrasse.
Im religiösen Kult spielten Fische in griechisch-römischer Zeit keine herausragende Rolle. Weitaus bedeutender war der Delphin, der als heiliges Tier verehrt wurde und nicht gejagt werden durfte.

Fischer und Fischfangtechniken

Fischer gehörten in antiker Zeit zu den Ärmsten der Bevölkerung. Ihre äußere Erscheinung war geprägt von Ponos (Mühsal) und Penia (Armut). In hellenistischen Schriftquellen werden sie als alte Männer geschildert, die harte Arbeit verrichten müssen.
Die erhaltenen Fischerstatuen zeigen meistens ungepflegte Menschen mit einem primitiven und dummen Gesichtausdruck. Fischer tragen in der Regel einen einfachen Kittel aus Fell oder weichem Stoff, der auf der linken Schulter zusammengebunden ist (Exomis, Chiton heteromaschalos), und eine konisch geformte Kappe aus Filz (Pilos, Pilleus) oder einen Sonnenhut mit Krempe (Petasos).
Platon (427-347 v.Chr.), Aelian und Oppian (römische Schriftsteller des 2. Jhs. n.Chr.) schildern ausführlich die Fangtechniken der Fischer. Demnach gab es vier verschiedene Methoden: mit dem Netz (diktyeia, bolos oder sarene), mit dem Stab (kontosis), mit der Fischreuse (kyrteia) und mit dem Angelhaken (angistreia).
Aelian verfaßte sein Werk "De natura animalium" um 200 n.Chr. Ihm zufolge bringt das Fischen mit dem Netz Wohlstand, denn es gehen "zahlreiche und verschiedene Fische ins Netz". Es werden allerdings eine Reihe von Geräten benötigt, die ein gewisses Ausgangskapital erfordern. Das Fischnetz wurde von einem oder zwei Booten ins Wasser gelassen.
Bisher hat sich in Griechenland kein Mosaik mit einer entsprechenden Darstellung gefunden. Zahlreiche Beispiele lassen sich hingegen in Nordafrika nachweisen.
Nach Aelian ist das Fischen mit Stock, Speer, Dreizack oder mehrzinkiger Harpune die männlichste und mutigste Fangmethode. Der Jäger benötigt körperliche Kraft, um die Tiere, meistens Oktopus oder Thunfisch, zu erlegen.
In Griechenland gibt es mehrere Darstellungen von Fischern auf Mosaiken, die mit Dreizack oder Harpune auf Jagd gehen. Sie stehen entweder auf einem Felsen oder befinden sich in einem kleinen Boot.

Ein Mosaik aus Kos zeigt einen kahlköpfigen Mann, der mit Exomis bekleidet, in Ausfallstellung auf einem Felsen steht und mit einer fünfzackigen Harpune auf einen großen Pfeihecht (Sphyraena, Barrakuda) einsticht. Eine zweite Harpune hat er nach oben gerichtet. Zwischen seinen Beinen befindet sich ein Korb zum Verwahren der erlegten Fische.

Fischfang mit Harpune: Mosaik aus Kos
Abb. 2:
Fischfang mit Harpune auf einem Mosaik aus Kos
im Großmeisterpalast von Rhodos

Verschiedenartige Seetiere füllen das Bildfeld aus: ein Dentex (1), zwei Rote Meerbarben (5,9), vier Lippfische (2,4,7,8) und ein Zahnbrassen (6).

Mosaik aus Kos
Abb. 3:
Umzeichnung des Mosaiks aus Kos im Großmeisterpalast von Rhodos
(nach einem Foto von Lorella De Matteis)

Die Komposition weist die typischen Merkmale aller Fischmosaiken in Griechenland auf: die Fische sind großzügig über die Fläche verteilt, wobei auf perspektivische Mittel (Verkürzungen oder Überschneidungen) verzichtet wurde. Lediglich dunkle Schattenlinien an ihrer unteren Körperkontur deuten eine räumliche Tiefe an. Im Verhältnis zur menschlichen Figur sind die Fische viel zu groß dargestellt.


Abb. 4:
Detail von dem Fischmosaik aus Kos im Großmeisterpalast von Rhodos


Abb. 5:
Dentex und Lippfisch

Von der Insel Mytilene stammt ein Mosaikbild mit zwei Fischern, die in einem Boot sitzen. Hinten rudert ein Junge, der mit einem braunen Kittel bekleidet ist. Ein bärtiger Mann im vorderen Bereich des Bootes ist gerade im Begriff, einen großen Oktopus mit seinem Dreizack zu erlegen. Er trägt ein grünes Gewand mit kurzen Ärmeln. Ein senkrecht nach oben weisender "Knoten" auf dem Rücken beider Figuren könnte ein Hinweis darauf sein, daß sie über das Unterkleid (Tunica) als Wetterschutz zusätzlich ein großes Tuch (Focale) gebunden haben.

Fischfang mit Harpune: Mosaik in Mytilene/Lesbos
Abb. 6:
Fischfang mit Harpune auf einem Mosaik in Mytilene, Haus des Menander

Mosaik aus Mytilene/Lesbos
Abb. 7:
Umzeichnung des Fischmosaiks in Mytilene

Der Mosaizist hat insgesamt dreizehn Fische und zwei Muscheln dargestellt: Roter Meerbarbe (1), Zackenbarsch (2), Schriftbarsch (3), Goldmeeräsche (4), Hornhecht (5), Krake (6), Meerbrassen (7), Aal (8), Wolfsbarsch (9), Meerbrassen (10), Tintenfisch (11), Roter Meerbarbe (12) und Lippfisch (13).

Fischer auf dem Mosaik in Mytilene
Abb. 8:
Älterer und junger Fischer auf dem Mosaik in Mytilene

Gewand der Fischer
Abb. 9:
"Knoten" auf dem Rücken des älteren Fischers

Auch in diesem Fall wird den Meeresbewohnern auf dem Mosaik viel mehr Platz als den Fischern eingeräumt. Der Zahnbrassen (9) wirkt durch sein geöffnetes Maul sogar etwas bedrohlich für die kleinen Menschenfiguren.

Die Fische sind übersichtlich in parallelen Reihen übereinander angeordnet. Überschneidungen treten nur in zwei Fällen auf (Oktopus und Meerbrassen; Aal und Tintenfisch).

Meerestiere auf dem Mosaik in Mytilene
Abb. 10:
Tintenfisch, Wolfsbarsch, Meerbrassen und Roter Meerbarbe

Aelian nennt als drittes Fischergerät die sog. Kyrte. Es handelt sich um eine geflochtene Fischreuse, die die Form eines Korbes, eine Hutes oder einer Flasche haben kann. Nach Aelian benötigt man für diese Fangtechnik sehr viel Kraft und Geschicklichkeit. Aus diesem Grund erscheint ihm der Gebrauch von Kyrten äußerst unpassend für einen freien Mann.

Auf einem Mosaik aus Melos ist möglicherweise ein Fischer mit einer Kyrte dargestellt. Das Paviment ist heute zugeschüttet und deswegen unzugänglich. Eine farbige Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert macht deutlich, daß große Partien der Fischerszene schon kurz nach der Ausgrabung fehlten. Das Boot und sechs Meerestiere mußten ergänzt werden.

Mosaik aus Melos
Abb. 11:
Zeichnung des 19. Jhs. von einem Mosaik aus Melos
(wahrscheinlich zerstört)

Im Zentrum des Bildes befindet sich ein bärtiger Fischer in einem kleinen Boot. Er trägt eine auf der Schulter verknotete Exomis und einen flachen Hut. Die Fische sind kreisförmig um die menschliche Gestalt angeordnet, wobei ihre Bauchkontur immer auf den Flechtbandrahmen des Mosaikbildes ausgerichtet ist.

Einzigartig ist die Beischrift über dem Kopf des Fischers und die Darstellung eines flaschenartigen Gegenstandes, der an einem langen Stock von ihm ins Wasser gehalten wird.

Fischer auf dem Mosaik aus Melos
Abb. 12:
Umstrittene Szene auf dem Mosaik aus Melos,
der Fischer hält möglicherweise eine flaschenförmige Kyrte ins Wasser

Bei dem kugeligen Gegenstand könnte es sich um eine Reuse in Flaschenform handeln. Über das Material (Glas?) und den Inhalt (Rotwein?) der Flasche kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings nur spekuliert werden.

In der Antike war die aus Rohr oder Draht geflochtene Kyrte ein vielbenutztes Gerät. Für Glasflaschen ist eine vergleichbare Nutzung hingegen nicht überliefert. Es existieren jedoch neuzeitliche Beispiele von sog. Phialen und Karaffen, die beweisen, daß Glasgefäße durchaus zum Fischen verwendet werden können. In die Flasche wird ein Stück Brot oder Mist als Köder hineingesteckt. Der Boden besitzt eine runde Öffnung, durch die kleine Fische wie beispielsweise Gründlinge und Goldstrieme schwimmen sollen. Sie sind dann in der Flasche gefangen. Der oberen, vorher verschlossenen Öffnung werden sie schließlich entnommen.

Vielleicht gibt der runde Gegenstand auf dem Mosaik von Melos eine derartige Angelflasche wieder. Diese Annahme wird durch Darstellungen auf nordafrikanischen Mosaiken bekräftigt, auf denen flaschenförmige Kyrten dargestellt sind.

Das Bild könnte demnach als Genreszene gedeutet und die Beischrift mit " bloß kein Wasser (fangen)" übersetzt werden.

Als letzte Methode nennt Aelian das Angeln mit Rute und Schnur. Seiner Meinung nach eignet es sich am besten für freie Männer.

Aus Thessaloniki stammt ein kleines Bildfeld mit einer Fischerszene. Ein junger Mann sitzt allein auf einem Felsen am Meeresufer. In seiner Rechten erkennt man noch den Rest einer Angelrute. Er trägt die typische Kluft seines Berufsstandes: die Exomis und einen breitrandigen Strohhut. Im Wasser vor ihm befinden sich zwei unterschiedlich gebildete Fische (vielleicht Goldbrassen und Zackenbarsch).

Angler auf dem Mosaik in Thessaloniki
Abb. 13:
Angler auf einem Mosaik aus Thessaloniki

Parallelen zu dieser Darstellung finden sich in besonders großer Zahl in Nordafrika, doch sind die Fischer dann meistens Bestandteil einer größeren, mehrfigurigen Komposition.

Im Hafenviertel von Kos wurde ein weiteres Mosaikbild mit einem frontal stehenden Angler ausgegraben. Es handelt sich um einen pausbäckigen Jüngling mit kurzen dunklen Haaren, der mit einer gegürteten Tunica und einer spitz zulaufenden Mütze (Pilos) bekleidet ist. In der Linken hält er einen kleinen Korb und in der Rechten eine Angel, an die bereits ein Fisch angebissen hat.

Angler auf dem Mosaik aus Kos
Abb. 14:
Angler auf einem Mosaik aus Kos

Vierzehn Seewesen sind bogenförmig um ihn angeordnet: Roter Meerbarbe (1), Muscheln (2,5,7,10), Zackenbarsch (4), Lippfische (6,8,11,14), Wolfsbarsch oder Meeräsche (9), Goldbrassen (12) und Kleiner Bärenkrebs (13). Wie bei den übrigen, hier behandelten Fischmosaiken sind durchgehend eßbare Fische dargestellt.

Mosaik aus Kos
Abb. 15:
Umzeichnung des Mosaiks aus Kos (nach Aufnahme Alinari Neg. 57485)

In unserer Untersuchung fiel immer wieder auf, daß die Meerestiere im Verhältnis zu den menschlichen Figuren übertrieben groß dargestellt sind. Vermutlich greifen hier die römischen Künstler auf das Mittel der Bedeutungsgröße zurück. Die dargestellten Fische galten als Xenia (Gastgeschenke, die Reichtum und Tafelluxus zum Ausdruck bringen). Für den antiken Betrachter waren sie deshalb wichtiger und interessanter als die Fischer.

Hinzu kommt, daß stets möglichst viele Fischarten in einem Mosaikbild vereint werden sollten. Die Kompositionen spiegeln somit den Reichtum und die Vielfalt der Meeresfauna wieder. Die Mosaizisten konnten Unterschiede in der Schuppen- und Flossenbildung nur herausarbeiten, wenn sie für die Fische ein vorgegebenes Mindestformat wählten. Die relativ grob zugeschnittenen Steinwürfel, die in römischer Zeit verwendet wurden (0.5-1.5cm Kantenlänge), hätten eine kleinere und differenziertere Wiedergabe nicht zugelassen.

Auf den bisher bekannten Fischmosaiken in Griechenland wird die Rolle der menschlichen Gestalten durch ihre zentrale Lage im Bildfeld hervorgehoben. Der Anblick von Fischern in Aktion hat beim antiken Betrachter vermutlich verschiedene Assoziationen und Gedanken hervorgerufen.

Die Fischerfiguren verkörpern die Welt des einfachen Landmenschen, der in unmittelbarem Kontakt zur Natur steht. In einigen Bildern ist der entscheidende Moment des Fangs festgehalten, der aber nicht als dramatischer oder brutaler Eingriff des Menschen in den maritimen Bereich empfunden wird. Mensch und Meeresfauna bilden keine feindlichen Gegenpole, sondern sind harmonisch miteinander verbunden. Dadurch gewinnen die Szenen einen idyllischen Charakter - ganz in der Tradition bukolischer Idealvorstellungen hellenistischer Zeit.

Das künstlerische Medium bietet weiterhin die Möglichkeit, die in der zeitgenössischen Literatur beschriebenen Fischfangmethoden eingängig darzulegen. Der Betrachter der Fischerbilder begreift sofort, welche Fähigkeiten bei den verschiedenen Techniken erforderlich sind, nämlich männliche Kraft und Geschicklichkeit beim Zustechen mit der Harpune (Abb. 2. 9), Ruhe und Geduld hingegen beim Angeln (Abb. 13. 14).

Vielleicht sollte in den Mosaikbildern auch indirekt darauf hingewiesen werden, daß der Besitzer des Hauses über eine große Anzahl von Untergebenen verfügt, zu denen natürlich auch Fischer gehören. Die Versorgung mit Frischfischen ist damit für ihn und seine Gäste gesichert.

In der römischen Kunst können Fischer in allen Altersstufen auftreten. Bei unseren Beispielen ist nur der Fischer auf dem Mosaik von Kos durch Glatze und scharfkantige Gesichtszüge eindeutig als älterer Mann charakterisiert (Abb. 4). In Mytilene und Melos tragen die Fischer einen Vollbart und scheinen eher mittleren Alters zu sein (Abb. 9). Im Gegensatz dazu wirken die Angler auf den Mosaiken in Thessaloniki und Kos sehr jugendlich (Abb. 13. 14).

Das Alter der Fischer steht sicher nicht im Zusammenhang mit der dargestellten Fangtechnik, wie Beispiele außerhalb Griechenlands belegen.

Die in Griechenland gefundenen Mosaikbilder mit Fischerszenen sind relativ klein. Sie überschreiten in keinem Fall die Größe von vier Quadratmetern. Den Kompositionen fehlt die Vielfalt und Originalität ihrer nordafrikanischen Gegenstücke. Die Szenen sind leicht zu überschauen. Wie sich bei unserer Untersuchung gezeigt hat, ist in der Regel nur ein einzelner Fischer dargestellt (Ausnahme in Mytilene), der von diversen Seewesen gerahmt wird. Dieses Phänomen läßt sich nicht auf das Unvermögen der griechischen Mosaizisten zurückführen, sondern hängt wohl hauptsächlich mit der in Griechenland vorherrschenden Vorliebe für kleinere Bildfelder zusammen.

Die meisten Orte, in denen Fisch- und Fischermosaiken gefunden wurden, liegen in der Nähe des Meeres, haben also einen engen Bezug zum Fischfang (Kos, Mytilene, Melos und Thessaloniki). Die Pavimente schmückten entweder Speiseräume oder Portiken. Größe und Raumaufteilung der zugehörigen Gebäude lassen darauf schließen, daß sie vorwiegend privaten Charakter hatten. Das Haus einer Fischergilde konnte nicht nachgewiesen werden.

Literaturauswahl

Allgemein zu Fischmosaiken
R.D. De Puma, The Roman Fish Mosaic (Ph.D. Microfilm, Bryn Mawr College 1969).
C. Belz, Marine Genre Mosaic Pavements of Roman North Africa (Ph.D. Microfilm, University of California Los Angeles 1978).
P.G.P. Meyboom, I mosaici pompeiani con figure di pesci, MededRom 39, 1977, 49ff.
G. Gullini, I Mosaici di Palestrina (1956) Taf. 2. 6-12.
Pompei, Pitture e Mosaici V. Istituto della Enciclopedia Italiana. Fondata da Giovanni Treccani (1994) 107 Abb. 30 (Pompeji, Casa del Fauno).
L. Foucher, Inventaire des mosaïques, feuille no. 57 de l'Atlas archéologique: Sousse (1960).
L. Schneider, Die Domäne als Weltbild (1983) 58.

Zu Fischmosaiken in Griechenland
Verf., Fisch und Fischer, in: AntikeWelt 2003/3, 273-278.
Verf., Représentations de pêcheurs sur des mosaïques en Grèce, in: Akten des 7. Internationalen Mosaikkongresses in Tunis, 3.-8.10.1994 (2000) 69-79.
Argos: P. Assimakopoulou-Atzaka, Syntagma ton palaiochristianikon psephidoton dapedon tes Ellados II (1987) 53ff. Taf. 35,1.

Korinth: R. Stillwell, Corinth I,2 (1941) 52ff. Abb. 37.
Kos: L. M. de Matteis, Mosaici di Cos. Degli scavi delle missioni italiane e tedesche 1900-1945 (2005) mit einem detaillierten Katalog und zahlreichen Abbildungen; A. Maiuri, Clara Rhodos 1, 1928, 98f. Abb. 81; I. Kollias,Oi Hippotes tes Rhodou (1991) 82ff. Abb. 59; Alinari Neg. 57485.
Knossos: H. Payne, JHS 55, 1935, 164f. Taf. 11,1; J.F. Sanders, Roman Crete (1982) 51ff. Abb. 14.
Mytilene: I. Tsirivakos, ADelt 30,2, 1975, Chron 314 Taf. 218.219.
Melos: R.C. Bosanquet, JHS 18, 1898, 60ff. Abb. 4 Taf. 1-3; De Puma a.O. Bd. I 84 Bd. II 133 Nr. 107 Abb. 157; E.M. Moormann, OudhMeded 71, 1991, 99ff.; Ders., Mosaici da Melos a Leida, in: Akten des 6. Internationalen Mosaikkongresses in Spanien, Palencia-Merida (1994) 161ff.
Thessaloniki: P. Assimakopoulou-Atzaka, Ta Psephidota Dapeda tes Thessalonikis. Byzantine Monuments 9 (1998) 70. 342 Taf. 287; Farbtaf. LV,3. LVI,2; M. Siganidou, ADelt 25,2, 1970, Chron 371f. Abb. 8 Taf. 314,2; Dies., ADelt 25,1, 1970, Chron 18 Taf. 19,1; ADelt 25,2, 1970, Chron 373ff. Taf. 315,2.
Patras: P. Agallopoulou, ADelt 29,2, 1973-1974, Chron 362f. Abb. 1 Taf. 222.223; ADelt 34,1, 1979, Chron 144f. Abb. 10 Taf. 42.
Veroia: M. Siganidou, ADelt 33,1, 1978, Chron 263f. Taf. 125,1; BCH 108, 1983, 812 Abb. 137.

Antike Quellen
Platon, Sophistes 220f.
Aelian, Natura Animalium 12,43
Oppian, Halieutica 3,341ff.
C. Plinius Secundus d.Ä., Naturkunde, Lateinisch-Deutsch. Buch IX. Zoologie: Wassertiere (1979); Buch XXXII, Medizin und Pharmakologie: Heilmittel aus dem Wasser. Herausgegeben und übersetzt von R. König u.a. (1995) Register s.v. Fisch.

Zu Fischern
H.P. Laubscher, Fischer und Landleute (1982).
E. Bayer, Fischerbilder in der hellenistischen Plastik (1983).
N. Himmelmann, Über Hirten-Genre in der antiken Kunst (1980) 88f.
E. Pochmarski, Gymnasium 92, 1985, 259.

Zu Fischen
Reallexikon für Antike und Christentum VII (1969) 987f. s.v. Fisch (J. Engemann).
O. Keller, Die Antike Tierwelt II. Vögel, Reptilien, Fische, Insekten u.a. (1913) 328ff.

Zum Fischhandel
D. Bohlen, Die Bedeutung der Fischerei für die antike Wirtschaft (1937).

Zu Kochbüchern
Das Kochbuch der Römer. Rezepte aus der "Kochkunst" des Apicius. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von E. Alföldi-Rosenbaum (1970) 93ff.
Das römische Kochbuch des Apicius. Vollständige zweisprachige Ausgabe. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von R. Maier (1991) 146ff.
Kochen wie die alten Römer. 200 Rezepte nach Apicius für die heutige Küche umgesetzt von H.-P. von Peschke und W. Feldmann (1995) 49ff.

Abbildungsnachweis
Abb. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 13. 15 (Verf.); Abb. 11. 12 (Bosanquet, JHS 18, 1898); Abb. 14 (Norbert Franken)

Danksagung
Bei der Analyse der Fischdarstellungen war mir Dr. Klaus Busse (Zoologisches Forschungsinstitut und Museum A. Koenig in Bonn) eine große Hilfe, dem ich hiermit herzlich danken möchte.
Für ihre vielseitige Unterstützung bin ich weiterhin A. Archontidou-Argyri, L. De Matteis, A. Dreliossi, D. Grammenos, Ph. Pachyjanni-Kaloudi, E. Waywell, Ch. Williams und I. Vokotopoulou verpflichtet.